Romonta Amsdorf lud am 26.06. zum ROMONTA-Cup nach Röblingen ein. Das Schnellschachturnier war mit 43 Teilnehmern qualitativ stark & international besetzt. Dieses Jahr wurde zudem ein Teilnehmerrekord verzeichnet, zuletzt waren es etwas mehr als 30 Schachspieler.

Das Spiellokal bot eine äußerst kühle Athmosphäre trotz der wütenden Hitzewelle, zumindest bei geschlossenen Türen. Es war durchaus noch mehr Platz für weitere Bretter & Teilnehmer vorhanden, vielleicht wird dieser schon nächstes Jahr gebraucht 🙂 Am anderen Ende des Saales wurden Kaltgetränke & Bockwurst im kleinen Imbiss zu günstigen Preisen angeboten.

Spiellokal des ROMONTA-Cups

Es wurden 9 Runden Schnellschach gespielt. Die Bedenkzeit betrug 10 Minuten + 5 Sekunden pro Zug in der Bronstein-Bedenkzeit. Das heißt: Es war kein Ansammeln von Bedenkzeit möglich, da lediglich bis zum Vorrat vor dem letzten Zug aufgestockt wurde & die nicht verbrauchte Zugbedenkzeit stets verfiel. So wurden die Runden nicht allzu sehr in die Länge gezogen, das Organisieren leichter gestaltet & der Zeitrahmen eingekürzt. Ungewohnt war es dennoch, vor allem für unkundige Schachfreunde. Für etwaige Rücksprachen stand Schiedsrichter Nico Markus vom SV Sangerhausen zur Verfügung.

Vom SV Merseburg reisten lediglich 2 Schachfreunde an: Valeriia & ich. Die Anfahrt verlief komplikationsfrei, da die Straßen am Sonntagmorgen frei waren & die Anbindung aus östlicher Richtung in den letzten Jahr(zehnt)en äußerst gut ausgebaut wurde. Wir trafen also frühzeitig beim Spiellokal ein & konnten uns sogar noch etwas Zeit für einen kurzen Gang durch Röblingen nehmen.

Gegen 10 Uhr wurden diverse Ansprachen gehalten & Danksagungen ausgesprochen. Anschließend ging es mit dem mündlichen Vorlesen der einzelnen Paarungen auch schon los:

In der ersten Runde wurde mir Joachim Walter zugelost. Er schien noch nicht gänzlich aufgewärmt & stellte früh einzügig massiv Material ein.

Das Duell Max vs Max stand in Runde 2 an. Nach einer ungewöhnlichen Eröffnungsbehandlung & anstrengendem Mittelspiel konnte ich erst in beidseitiger Zeitnot per Überlastung eine Leichtfigur & die Partie gewinnen.

So ging es zur dritten Runde ans Brett 2 gegen Thomas Schreiter. Diese Partie erschien mir qualitativ sehr hochwertig & von beiden Seiten augenscheinlich lange patzerfrei & logisch gespielt. Erneut konnte ich einige Sekunden Zeitvorteil zu meinen Gunsten nutzen, indem ich die Stellung des alleinigen Königs mit Dame & Springer entscheidend infiltrierte.

Die vierte Runde sah Tobias Kissmann vor, der ebenfalls mit 3/3 gestartet war. Hier griff ich bereits ausgangs der Eröffnung entscheidend fehl: 1x falsch Bauern getauscht & schon hatte der Gegenspieler 2 äußerst starke & gedeckte Freibauern im Zentrum. Notgedrungen musste ich einen Springer für die beiden geben & in eine äußerst unbequeme Stellung ohne entscheidendes Gegenspiel übergehen. Tobias spielte bis dahin sehr schnell, verbrauchte seinen Zeitvorteil nun jedoch zunehmend auf der Suche nach dem entscheidenden Durchbruch.

In (erneuter) beidseitiger Zeitnot kam es zum „Eklat“: Ich sah einige Züge vor Ende der Partie auf die Uhr (3 Sekunden für ihn & 5 für mich), fokussierte mich anschließend jedoch auf das Brett & bemerkte nicht, wie seine Bedenkzeit bereits abgelaufen war. Dies fiel mir einige Züge später nach Betätigen der Uhr jedoch auf, sodass ich den Sieg durch Blättchenfall reklamierte. Das Problem war nun, dass er mich (laut Kiebitzern) einzügig hätte Matt setzen können. Das Brett war aber bereits wieder aufgestellt 🙂

Nun war guter Rat teuer, den wir uns nach einiger Diskussion abseits von Schiedsrichter Nico einholten. Er entschied auf vollen Punkt für mich, da die Bedenkzeit bereits für mehrere Züge überschritten war. Vor der sechsten Runde (siehe unten) wurde mir von Felix Schulte berichtet, dass ich das Recht auf Reklamation durch das Beenden meines Zuges verwirkt hätte & Tobias somit eigentlich durch Matt im nächsten Zug hätte gewinnen müssen. Die Moral von der Geschichte: Den Schiedsrichter bei Unklarheiten auch in emotional geladenen Situationen immer direkt ans Brett holen 🙂 Ist manchmal leichter gesagt als getan. Nico kann in diesem Fall jedenfalls kein Vorwurf gemacht werden!

Ebenfalls am 2. Brett wurde mir zur fünften Runde der zukünftige Turniersieger Aleksey Sukaylo vorgesetzt. Die entstehende Stellung wurde positionsgerecht behandelt & beim Übergang zum Endspiel sogar ein Bauer einkassiert. In der Folge wickelte ich jedoch nicht ganz korrekt ab, sodass es im Läuferendspiel bei der Punkteteilung blieb.

Runde 6 servierte mir USVler Nummer 2 Felix Schulte. Die Stellung wurde im Mittelspiel schnell komplex: Felix hatte die bessere Kontrolle über das Zentrum, ich dafür einen stark postierten Springer, der die weißen Bemühungen um einen Königsangriff im Zaum hielt. Der Gaul war jedoch zugleich der einzige Verteidiger meines Monarchen, dessen Läufer für einen Bauerngewinn abgetauscht werden musste. Etwaige potenzielle Drohungen veranlassten mich zur Stellungswiederholung, trotz Vorteil bei der Bedenkzeit & Material.

Nach der Mittagspause durfte ich mit 5/6 nun doch am ersten Brett gegenüber von FM Michael Becker Platz nehmen. Hier behandelte ich das frühe Mittelspiel äußerst schlecht. Statt wenige Züge später die Dame zu geben lief ich in ein Selbstmatt, welches ich höflicherweise gewähren ließ.

Demzufolge ging es in der achten Runde weiter hinten (Brett 3) gegen Klaus Baerthel zu Werke. Hier hielt ich Eröffnung & Mittelspiel komplex, um Weiß bei der Bedenkzeit stark in Bedrängnis zu bringen. Dieser Plan ging auf, sodass sich Klaus mit wenig Zeit auf der Uhr sich gezwungen saß, die Stellung zügig zu öffnen. Hier nutzte ich meinen Vorteil auf der Uhr, investierte einige Sekunden & fand mich wenige Züge später in einer klar besseren Stellung wider. Nach einem taktischen Einsteller brach die weiße Stellung auch zum 0:1 zusammen.

So kam es wie es kommen musste: Die letzte Runde sah meinen Dauerkontrahenten & persönlichen Endboss Daniel Platz vor. Unglücklicherweise hatte ich direkt vor der Runde mit ihm geplaudert & gewisse Weisheiten bzw. Erkenntnisse im „korrekten Umgang mit der Bedenkzeit“ geteilt. Genau dieser Umstand wurde mir zum Verhängnis: Daniel spielte zügig & stellte konstant unbequeme Fragen. Deren Beantwortung kostete mich massiv Zeit & führte zu einer zunehmend aussichtslosen Stellung. Nach und nach ging zudem entscheidend Material verloren, sodass ich mich von der neuen schwarzen Dame Matt setzen lassen musste & einen Platz auf dem Podest verpasste.

Wir Merseburger konnten am Ende dennoch sehr zufrieden mit unseren Platzierungen sein. Valeriia (5/9) wurde 15. & zugleich Bezirksmeisterin, da beste (und einzige) Frau. Ich (6/9) erreichte einen sehr guten 5. Platz & spielte fast ausschließlich (& durchaus erfolgreich) an den vorderen Brettern.

Foto vom Endstand

Alles in allem wurde der ROMONTA-Cup souverän organisiert & betreut. Selbst der Teilnehmerrekord & tropische Temperaturen stellten die Veranstalter vor keine große Herausforderung. Das Turnier war also eine runde Sache, sodass man nächstes Jahr gern wieder teilnimmt 🙂

Bei der nächsten Ausgabe wünsche ich mir im Hinblick auf die Bronstein-Bedenkzeit jedoch etwas mehr Sensibilisierung vor dem Turnier, damit alle Teilnehmer bescheid wissen & Unklarheiten während des Turniers verringert werden 🙂 Auch der Zeitpunkt für die etwas längere Mittagspause (nach der sechsten Runde) war mir nicht vollends bewusst bzw. gänzlich nachvollziehbar. So musste die halbe Bockwurst am Brett vorm höflicherweise wartenden Gegenspieler verzehrt werden. Diese beiden Punkte stellen aber lediglich Kleinigkeiten bei einem äußerst gut organisierten Turnier dar!

Links zu den Berichten: