Am 02.04. reiste die zweite Vertretung von Aufbau Elbe Magdeburg zur vorletzten Runde der Verbandsliga in die Mampfe.
Für Aufbau Elbe lief 2022/23 sehr gut: sowohl die erste, als auch die zweite Vertretung steigen aus ihrer jeweiligen Liga auf (AE1 aus der Oberliga in die 2. Bundesliga, AE2 aus der Verbandsliga in eben jene Oberliga). Wir hingegen kämpfen immer noch um den Klassenerhalt. Da kommt der Spitzenreiter samt weißer Weste dezent ungelegen. Vor allem dann, wenn es ganze 4(!) Absteiger geben & die halbe Liga ausgetauscht wird. Unser Ziel war also das Unmögliche (oder zumindest ein paar Brettpunkte), um ein Endspiel in Gräfenhainichen vielleicht doch zu vermeiden.
Die Optimisten unter den Merseburgern hofften auf möglist viele Reservespieler („sind doch schon aufgestiegen“), Pessimisten gingen von mehreren de facto Stammkräften aus der Oberliga aus („ihnen wird sonst nur langweilig“). Letzteres sollte der Fall sein, sodass uns die bisher stärkste Mannschaft der Saison gegenübersaß – nominell stand es 2071 zu 1883. In einigen Partien deutete sich das nominelle Übergewicht bereits nach einigen Zügen an…
Katja vom ersten Magdeburger Talent bereits in der Eröffnung am Königsflügel angefallen & investierte eine Figur in’s Gegenspiel. Dieses wurde jedoch erfolgreich pariert, sodass Merseburg hier auf verlorenem Posten stand (0:1).
Simon kam solide aus der Eröffnung, büßte jedoch einen Bauern im Mittelspiel ein. Diesen behielt die Magdeburger Seite bis ins Endspiel, in dem unser Talent die chirurgische Verteidigung leider verpasste (0:2).
Matzel musste eine zweischneidige Position gegen den zweiten Magdeburger Nachwuchsspieler verteidigen. Die gespielten Züge waren natürlich, hier aber leider etwas ungenau, da aktives Gegenspiel ausblieb. Weiß schuf nach & nach Schwächen, hielt den schwarzen König im Zentrum & tütete den Sieg noch im Mittelspiel ein (0:3). Wir standen also bereits mit dem Rücken zur Wand…
Ich versuchte währenddessen „meinen“ Flügel zuerst zu öffnen. Patzer der ich bin, stand Merseburg im Mittelspiel längere Zeit auf verlorenem Posten. Glücklicherweise ließ ich meinem Gegenüber höflich die Tür (für Fehlerchen) offen. Im weiteren Verlauf entstand Position 1 mit leichtem Vorteil für Weiß & einem Mehrbauern für Schwarz:
Diesen wollte Weiß mit Sxb5 direkt auf taktischem Wege zurückerobern – schwarzes Txb5 verbietet sich wegen Df8#. Nach dem besten Zug (siehe Ende des Berichts) konnte Weiß jedoch nicht alle Probleme gleichzeitig lösen & verlor das resultierende Endspiel (1:3).
Unser Spitzenbrett verspätete sich um einige Minuten – FM Armbrust verzichtete auf ein vorzeitiges Starten der Uhr (sehr sportlich!). Die gespendeten Minuten hatte Thomas auch mehr als nötig, stand er doch seit der Eröffnung unter starkem Figurendruck & musste konstant Ausschau nach taktischen Einschlägen halten. In der Position 2 wurde soeben De4 gespielt, was den weißen Vorteil verwirft & Schwarz die Chance auf ein Ende des Mittelspielgemetzels gewährte.
Thomas ließ sich nicht zwei Mal bitten, berechnete die erzwungene Zugfolge (siehe Ende des Berichts) korrekt & wickelte in ein objektiv ausgeglichenes Endspiel mit Mehrqualität ab, musste aber einen deutlichen Nachteil auf der Uhr verwalten. Hier gingen die weißen Züge wesentlich leichter & schneller von der Hand, sodass unsere Bedenkzeit zum 1:4 ablief.
Dustin besaß Vorteil im frühen Mittelspiel, als ihm die Punkteteilung beim Stand von 0:2 angeboten wurde. Er lehnte auf Geheiß des MLs ab, bespielte das Mittelspiel fortan besser als sein Gegenüber & erkämpfte sich ein Endspiel mit zwei Mehrbauern – stark! In diesem setzte Schwarz auf aktives Gegenspiel, verdoppelte die Türme auf der zweiten Reihe & erschwerte eine Verwertung des materiellen Vorteils. In der Position 3 hätte Dustin laut Computer eine längere konkrete Zugfolge finden müssen, um seinen Vorteil zu behaupten.
Mit Blick auf das achte Brett & den Zwischenstand willigte Dustin in die Punkteteilung ein (1,5:4,5).
Aus Tanjas ruhigem Südostbriten mit Vorteil war Dank Zeitnot ein Minusturm geworden. Einige Züge zuvor wurde in vorteilhafter Stellung an eine Punkteteilung gedacht. Der ML wies (damals noch hoffnungsvoll) auf die offene Partie & den Rückstand der Mannschaft hin, sodass weitergespielt wurde. Leider verließ der Vorteil unsere Seite & Tanja sah sich gezwungen mehr Bedenkzeit in die unbequemer werdende Position zu investieren. In der darauffolgenden Zeitnotphase kam besagter Turm kurz vor dem rettenden 40. Zug abhanden (1,5:5,5).
Jörg lehnte eine entspannte Tea Time früh ab & entschied sich für eine risikoreichere Variante. Hier wurde zuerst ein Bauer investiert – später kam noch eine Qualität dazu. Das dritte Magdeburger Talent ergriff die Chance eines frühen Damentausches & wickelte in Position 4 ab:
Hier erhält Weiß zwar einen Bauern & die Bauernmehrheit am Damenflügel, jedoch erwies sich die schwarze Mehrqualität als der wichtigere Faktor: Die Türme wurden aktiviert & der weiße Mehrbauer verließ das Brett – ein weiterer Kollege folgte ihm zeitnah. Einige Züge später gab unser Gast in der Position 5:
… mit Taxe4 Txe4 Txe4 Kxe4 zuerst die Mehrqualität & mit h5 gxh5 auch den Mehrbauern zurück, um nach Kh6 ein gewonnenes Bauernendspiel verwerten zu können. Jörg kämpfte bis zum bitteren Ende, warf nach einem Blick auf den Punktestand jedoch ebenfalls das Handtuch.
Alles in allem bleibt also ein deutliches 1,5:6,5…
… und das befürchtete Endspiel in Gräfenhainichen. In diesem geht es für uns um alles oder nichts, Wein oder Wasser, Naumburg oder Zeitz. Es bleibt also spannend bis zum letzten Zug…
Lösungen:
- Position 1: nach Sxb5 spielte Schwarz Df4 mit diversen Drohungen. Dxf4 war erzwungen, woraufhin Weiß zwischen dem gespielten Qualitätsopfer Txd3 cxd3 & einem Springeropfer (bspw. Te7 Txb5 d6 Txb2 (droht sehenswert Tb1+ Kf2 Tf1#) h3/h4 Lf5 d7 Lxd7 c3 -+) wählen darf.
- Position 2: Thomas spielte Sf6, woraufhin Txc5 Sxe4 Sxe4 Lxc5 Sxc5 gxh6 Sxb7 folgten.