01.05.22 [Dirk]
Kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie im Februar 2020 wurde bei der abschließenden Doppelrunde in Merseburg nicht nur der Aufstieg der SG 1871 Löberitz in die 1. Bundesliga gefeiert, sondern auch unser – relativ sicher erspielter – Klassenerhalt in der 2. Frauenbundesliga. Damals waren wir die einzigen, die ihre Spiele noch regulär beenden konnten. Alle anderen Ligen mußten teilweise saisonübergreifend Nachholspiele absolvieren, in den Bezirken wurde vielerorts sogar abgebrochen. Die Saison 2020/21 fand schließlich gar nicht statt. Nach fast zweijähriger Spielpause war deshalb die Freude groß, endlich wieder am Brett sitzen zu können. Aber das Virus führte nach wie vor zu schweren Verwerfungen …

Den 26. November 2021 kann man getrost  als schwarzen Freitag bezeichnen. Wir waren zu einem Kurzbesuch in Weimar und wollten am nächsten Vormittag in aller Ruhe zur Auftaktdoppelrunde nach Zeulenroda aufbrechen, als ich nach zwei weiteren Absagen nur wenige Stunden vor dem Wettkampf plötzlich keine Mannschaft mehr hatte. Bei anhaltend kritischer Situation in der Pandemie wurden zwei Tage zuvor neue Bestimmungen erlassen, u.a. durften in Sachsen keine Wettkämpfe stattfinden, auch in Bayern und Thüringen gab es hohe Infektionszahlen, die Unsicherheit war groß. Nicht wenige erwarteten eine generelle Verschiebung der Punktspiele. Innerhalb der letzten Tage mußten wir aufgrund dieser Umstände, aber auch krankheits – und beruflich bedingt , schon mehrere Absagen hinnehmen, so daß uns gerade einmal noch 6 Spielerinnen zur Verfügung standen. An jenem Freitag brach dann alles zusammen. Ich hätte für den Samstag noch vier, am Sonntag schließlich nur noch drei Spielerinnen aufbieten können. Es fiel mir nicht leicht, die Kämpfe abzusagen, aber ich sah keine andere Lösung. In 18 Jahren als Mannschaftsleiter der Merseburger Frauen hatten wir keine einzige Partie kampflos abgegeben – und nun das !

Unsere Spiele gegen Regensburg und Zeulenroda wurden 0 : 6 gewertet, unser eingelegter Protest vor allem mit dem Argument abgewiesen, daß wir mit drei Spielerinnen spielberechtigt gewesen wären und hätten antreten können bzw. müssen, was unter den gegebenen Umständen jedoch nicht in Frage kam. Auch die entsprechenden Strafgelder wurden fällig. Im Rahmen einer Pandemie, die eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellt und zu großer Verunsicherung führt(e) und auch hinsichtlich zahlreicher Spielverlegungen in vielen Sportarten können  wir dieses unbedingte Festhalten an den Regeln nicht nachvollziehen. Unser LSV- Präsident  Andreas Domaske setzte sich für uns ein, konnte jedoch auch nichts ausrichten.

Nach diesem Auftakt waren wir moralisch am Boden und mußten ein knappes Vierteljahr später bei der Spitzenmannschaft und schließlichem Aufsteiger Medizin Erfurt antreten. Das Pech blieb uns treu : wegen mehrerer positiver Virusfälle konnten wir erneut ein Brett nicht besetzen und verloren 1 : 5.

Nun hätten wir von den ausstehenden vier Kämpfen mindestens noch drei gewinnen müssen, aber das schien unwahrscheinlich. Es ging vielmehr darum, die Saison ordentlich zu beenden und endlich einmal vollzählig antreten zu können. Bei der Heimdoppelrunde im März hatten wir – ohne Katja und Tina – gegen eine erstarkte Mannschaft der SG Leipzig ( die als einzige Erfurt bezwang) kaum Chancen. Gegen Leipzig-Lindenau gab es zumindest  deutlich mehr Gelegenheiten für ein besseres Resultat, jedoch holten wir in beiden Kämpfen jeweils nur einen enttäuschenden halben Punkt.

Der Abstieg war besiegelt, und wir konnten uns nur noch ein schönes Wochenende in Radebeul machen, paradoxerweise fast in Bestbesetzung. Es gelang uns, die Mannschaft aus Coswig kurz zu erschrecken. Im Falle einer Niederlage gegen uns wären sie noch in den Abstiegsstrudel geraten, gewannen jedoch knapp 3,5 : 2,5.  In der Schlußrunde verloren wir standesgemäß  1 : 5 gegen Pankow. Dennoch war es ein versöhnlicher Abschluß mit Ausflügen in die Radebeuler Weinberge und die Kneipenstraße von Altkötzschenbroda.

Neben 13 kampflos abgegebenen Partien konnten wir nur 5,5 Punkte aus 29 Partien holen. An den beiden Spitzenbrettern hielten Tanja und Katja, die ungeschlagen blieb, gut mit und können jeder Gegnerin gefährlich werden. Ab Brett drei konnten wir in dieser Saison jedoch  nicht an die guten Leistungen von vor zwei Jahren anknüpfen. Es gab insgesamt nur zwei Siege durch Katja und Andrea mit schwarz gegen Coswig, keinen einzigen mit weiß.

In der nächsten Spielserie starten wir wieder in der Regionalliga. Bisher haben alle signalisiert, weiter für Merseburg spielen zu wollen. Noch ist reichlich Zeit,  bis es im Herbst wieder losgeht, leider  dann nur noch an vier Brettern.

Auf ein Neues und vielleicht irgendwann einmal wieder in der 2. Bundesliga !