[ein Bericht von Dirk Wildenrath]
Gleich zum Jahresauftakt kam es in der 4. Runde der Bezirksoberliga zum immer wieder spannenden Duell der II. Mannschaften des Naumburger und Merseburger SV. Nach dem gemeinsamen Abstieg aus der Landesliga B hatten beide Mannschaften mit dem Ziel Wiederaufstieg in den ersten Runden schon Punkte liegen lassen, so daß nur ein Sieg half, um die Spitze nicht aus den Augen zu verlieren.
Die beiden letzten Vergleiche – ebenfalls im Euroville – hatten die Merseburger jeweils mit 3,5 : 4,5 verloren, darunter am 03.04 2022 sehr unglücklich. Demzufolge wollten sie diesen Kampf endlich mal wieder gewinnen.
Da unsere I. Mannschaft gut besetzt war, konnten wir uns mit Tanja Pflug verstärken. Aber auch die Naumburger brachten mit Martin Schieferdecker einen seltenen Gast ans Brett. Beide spielten am 4. Brett gegeneinander.
Einige unserer Stammspieler waren zuletzt wenig erfolgreich bzw. hatten gerade gegen Naumburg in den letzten Jahren regelmäßig gepatzt. Deshalb hatte ich – natürlich nicht bindend – vorgeschlagen : Ronny und Sylvio streben unbedingt remis an, Peter, Werner und Detlef bekommen Remis-Erlaubnis, Tanja, Mariana und ich kämpfen um den Sieg, natürlich jeweils abhängig vom aktuellen Stand.
Ronny Wiegand an Brett 5 beeilte sich, dieses Vorhaben umzusetzen und bot Klaus Bärthel in einem Sizilianer mit weiß schon nach 5 Zügen remis an. Klaus nahm an, Ronny konnte nicht mehr verlieren – 0,5 : 0,5. Etwa 10 Züge mehr schafften Armin Mikolajewski und Peter Burghardt an Brett 2, bevor sie sich in einem Wolga-Gambit friedlich trennten – 1 : 1. Nach nicht optimaler Eröffnung stand Detlef Gruschka gegen Frank Mächler nur unwesentlich besser, aber auch hier – am 7. Brett – remis – 1,5 : 1,5. Unser Mannschaftsleiter Sylvio Persing hält sich nur selten an irgendwelche Vorgaben (s. oben!). Er will immer gewinnen und spielt dementsprechend kämpferisches Schach. Tatsächlich erreichte er gegen Vinzenz Mehner an Brett 6 mit schwarz eine vorteilhafte Stellung, nutzte jedoch seine Chancen nicht und landete in einem remisträchtigen Turmendspiel, das er überzog. Vinzenz konnte bei genauem Spiel seinen f – Bauern durchbringen. Wir hatten Glück, daß das vierte Remis heraussprang und es 2 : 2 stand.
Auch Werner Romanow – mit mittlerweile 82 immer noch stark! – hatte sich am 3. Brett mit seinem geliebten Englisch gegen Holger Reichelt großen Vorteil verschafft, tauschte dann jedoch ungünstig die Damen, so daß Holger im Endspiel noch entwischen konnte. Es stand 2,5 : 2,5, tatsächlich ging damit damit unsere Strategie zunächst auf. An Brett 4 hatte Martin einen Bauern gewonnen und machte sich an die schwierige Verwertung. Bernd Rößler hatte mir am 1. Brett ebenfalls remis angeboten, aber ich wollte diesmal versuchen zu gewinnen. Nach 30 Zügen hatte ich jedoch nur minimalen Vorteil herausgeholt. Ich stand vom Brett auf, um nach den Frauen zu sehen . Zu diesem Zeitpunkt hatte Bernd noch 6 Minuten auf der Uhr. Von weitem sah ich die Uhr herunterzählen : nur noch etwas mehr als 1 Minute, und er schien noch tief zu grübeln. Unfaßbar – Bernd hatte die Uhr scheinbar völlig vergessen und überschritt vor seinem 30. Zug die Zeit! Gut möglich, daß auch diese Partie remis ausgegangen wäre, aber wir führten nun 2,5 : 3,5.
Mariana Korniichyk hatte am 8. Brett gegen Jens Wendling mit schwarz eine bequeme Druckstellung aufgebaut, konnte diese vielleicht durch Überführung ihres Springers zum Damenflügel noch verstärken, übersah jedoch ein Turmopfer, das Jens seinerseits auf die Siegerstraße brachte. Mit Glück und Geschick hielt sie anschließend die Stellung zusammen und schaffte noch die Punkteteilung – es stand 3 : 4 für uns, und Tanja kämpfte noch um das Unentschieden und den Mannschaftssieg. Martin versuchte alles, um das Match noch auszugleichen, aber Tanja verteidigte sich zäh, und nachdem es ihr gelungen war, die Schwerfiguren zu tauschen, reichte der Mehrbauer im Leichtfigurenendspiel schließlich nicht zum Gewinn. 3,5 : 4,5 – ein glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg für uns, nachdem es zwischenzeitlich wieder mal nach dem Standardergebnis (4,5 für Naumburg) ausgesehen hatte.
Vorläufig sind wir in der Tabelle an den Naumburgern vorbeigezogen. Mit bereits 3 Minuspunkten und in dieser wackligen Form sind unsere Chancen auf den Wiederaufstieg in die Landesliga nur gering. Aber noch sind 5 Runden zu spielen …