Im Januar stand das wichtige Auswärtsspiel beim Roten Turm an. Diverse Mannschaftsmitglieder verzichteten ob der Bedeutung des Spiels auf ein geselliges Beisammensein am Vorabend. Nach meiner Erfahrung ist die Menge an Schlaf und das Ergebnis bei Mannschaftskämpfen eher negativ korreliert, aber es muss jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln. Beide Mannschaften im Prinzip in Topbesetzung und offenem Visier. Remisgebote habe ich nicht wahrgenommen.

Der Merseburger ML brachte seine Mannschaft mit einer vergleichsweise unspektakulären Schwarzpartie in Führung. Valeria musste in unangenehmer Stellung gegen den gegnerischen ML verteidigen, auch bei Simon gefiel mir das Geschehen auf dem Brett nicht so. Tom gab einen Bauern für spekulativen Königsangriff. Katja gab auch einen Bauern für die typische Druckstellung. Ihr junger Gegner kam mit der Stellung nicht so gut zurecht, so dass hier schon ein zweiter Punkt eingetütet werden konnte. Die Stellungen im Oberhaus wurden zunehmend schwieriger, Dustin ging hohes Risiko gegen Nelly für den vollen Punkt. Simon hatte erfolgreich in ein remises Endspiel abgewickelt:

Hier fand Schwarz b4, wonach die Partie komplett kippte. Wir merken uns das und schauen später mit dem Endstand nochmal drauf. 0:3 aus Sicht der Heimmannschaft. Doch jetzt schlug der Turm zurück. Matti hatte Toms (wiederum spekulatives) Figurenopfer angenommen, hielt alles zusammen und verkürzte. Bei Thomas G. war eine Qualle runtergefallen und wurde von Gerrit sehr souverän verwertet. Valeria strauchelte nach zäher Verteidigung:

Yuri fand die schöne Zugzwangidee. 3:3

Es spielten noch Max (mit dem Rücken zur Wand) und Dustin (mit Minusbauer im Springerendspiel, aber vermutlich in der Remisbreite). Max hätte eine studienartige Verteidigung finden müssen, was am Brett kaum zu finden war, und bog auf die Verliererstraße ein. Lars vollendete später zum vollen Punkt. Dustin sammelte den Nellyschen Springer für seinen a-Freibauern ein und kam dann gerade rechtzeitig zum anderen Flügel zurück, um den Abtausch seines letzten Bauern zu verhindern. Um ein Tempo ging es:

Am Ende sicherte er uns mit dieser kämpferisch herausragenden Partie das 4:4. Puh. Jetzt denken wir nochmal an Simons Partie zurück…

Mindestziel erreicht, aber die Enttäuschung war durchaus vorhanden, dass die volle Kapelle gegen einen (immerhin starken) Aufsteiger nicht mehr reicht, um zu gewinnen. Das machte das nächste Spiel gegen Köthen wiederum zu einem enorm wichtigen 4-Punkte-Spiel.

Einige Mannschaftsmitglieder entschieden sich für ein geselliges Beisammensein am Vorabend. Wir traten mit exakt derselben Mannschaft an wie gegen den Roten Turm (wann hat es das zuletzt gegeben?). Köthen ließ sich nicht lumpen und versammelte ebenfalls eine gute Truppe, bot erstmals Max Garbe auf. Um nicht wieder in eine Situation wie im letzten Spiel zu geraten, nahm Dustin ein schnelles Remisgebot von Prof. Heun an. Damit war das Oberhaus unter Zugzwang gesetzt. Wer würde da etwas beisteuern? Max kam gar nicht gut aus der Eröffnung:

Er glaubte seinem Gegner hier zuviel und nahm mit Kf7 klaren Nachteil in Kauf. Bei beiden Thomas fühlte es sich aber nach kleinem Vorteil an. Bei Valeria eigentlich auch, aber sie spielte hier Sc5:

Objektiv noch nicht so schlimm, aber sie verlor zunächst den Faden.

Auch Simon kam ausgangs einer Theoriestellung unter Druck, hatte sich aber gar nicht viel zuschulden kommen lassen. Das hielt er zunächst gut zusammen. An einer Stelle blinkt allerdings das Taktik-Radar. Weiß am Zug gewinnt Material:

Ralf Häntsch ließ diese Möglichkeit (Lh7+) aus und die Stellung verflachte und wurde ebenfalls remis gegeben. 1:1 Max und Valeria beide gefühlt bei -3, die anderen 4 mussten also idealerweise 3,5 Punkte holen. Katja und Thomas G hatten am ehesten angenehme Stellungen, während der ML mit Weiß eher um Ausgleich kämpfte.

Nach Sd7-e5 konnte der Merseburger aber aufatmen. Le2 folgte und der Springer hat kein gutes Feld nach vorn. Computer zeigen nun Se5-d7 als stärksten Zug an … . Bei Tom wurde der Königsangriff von Karl Praczyk aufgrund eines lästigen Details konkret:

Sf6+ Lxf6 ef und jetzt hat das Wiedernehmen mit der Dame Nachteile. Kurze Zeit später fiel der Springer von Tom runter. Er kämpfte und versuchte alles, um noch Probleme zu stellen, aber „Tom ist Tom, aber Figur ist Figur.“. 1:2
Zeit, zurückzuschlagen. Katja war taktisch auf der Höhe und spielte hier Sg4. Warum geht dagegen nicht das von Weiß geplante Th3?

Abgeklärt behielt sie das Momentum gegen ihren jungen und nominell überlegenen Gegner. Wichtiger Sieg, schöne Partie. 2:2 Der ML war in ein angenehmes Endspiel entwischt und konnte ein paar taktische Probleme stellen, die Zeit kosteten. Plötzlich wurde das Blättchen angezeigt wurde, nach 36 Zügen. In der Endstellung steht Weiß sicher klar besser, aber die Verwertung wäre noch zu zeigen gewesen. 3:2

Thomas G stand zwischendurch unbemerkt mal auf -10. Warum?

Die Kombination aus Ld4+ und Da1 wäre ein hübscher Knalleffekt gewesen. Als er sich grade halbwegs konsolidiert hatte, zeigte die Uhr bei Max Garbe ebenfalls nach 36 Zügen das Blättchen. Verrückt. 4:2 Max hatte fantasiereich noch Gegenspiel organisiert, allerdings auf Kosten von Material. Dort zeigte Philipp Bader dann allerdings seine Klasse und brachte die Partie souverän nach Hause. Ebenso Valeria. Als ihre Partie durch den erwähnten Faden schon komplett schief lag, erwachte ihr Kampfgeist, und sie zwang Eric Schneider noch zu so manchem präzisen Zug. Leider war der Gegner auch hier auf der Höhe und stellte den 4:4 Endstand her.

Zwei Mannschaftspunkte also, die eigentlich zuwenig sind. Mit denen wir aber ziemlich glücklich davongekommen sind. Bis Saisonende müssen wir wohl noch was holen.