Die ersten 3 Mannschaften des SV Merseburg fanden sich in der Mampfe zu den jeweiligen Ligaansetzungen ein (Runde 7 von 9). Über 40 Schachfreunde konnten an 22 Brettern Holzfiguren zurechtrücken & Felder konzentriert anstarren.

Unsere Erste Mannschaft bekam es mit dem Reideburger SV zu tun. Der Vizemeister der letzten Saison kämpft nach dem Abgang bzw. Fernbleiben diverser Leistungsträger gegen den Abstieg. Leider konnten wir (u.a. bedingt durch die Pfingstferien) erneut nur 7 Bretter besetzen. Der Mannschaftsleiter befahl dennoch das Erspielen zweier Mannschaftspunkte (MP), waren die uns Reideburger doch im Schnitt 110 Punkte unterlegen.

Die Zweite kämpfte im Duell gegen den punktgleichen PTSV Halle um den Klassenerhalt. Der Rückzug von Grün-Weiß Piesteritz erübrigt das Austragen der 8. Runde & nimmt uns die Chance auf die so dringend benötigten MP. Hier konnte also bereits jeder Brettpunkt seinen Anteil zum Klassenerhalt beitragen.

Aus diesem Grund wurde die Zweite von mehreren Stammkräften aus der Dritten unterstützt. Diese befand sich in der oberen Tabellenhälfte und spielte ebenfalls gegen den direkten Nachbarn Romonta Amsdorf. Dieser konnte mit einem Sieg auch direkt überholt werden. Unsere Dritte war die Leittragende unserer Personalsorgen und wurde widerum mit Schachfreunden aus der Vierten aufgefüllt.

Ein weiterer Betroffener unserer geflickschusterten Personaldecke war Talent Marvin vom Reideburger SV. Dieser fuhr seinen Punkt am Spitzenbrett bereits gegen 10 Uhr am grünen Tisch ein (0:1).

Dirk spielte unter schwersten Voraussetzungen, gebeutelt von der letzten Schicht & konstant beschäftigt als umtriebiger Organisator. Sein Gegenüber schien lange in der Theorie & verbrauchte nahezu keine Bedenkzeit. Dirk sagte die Stellung ausgangs der Eröffnung nicht zu, sodass man sich zügig auf Remis einigte (0,5:1,5).

Bei Thomas machte sich ein Hippo auf dem Brett breit. Dessen Wärter hebelte etwas verfrüht mit e5 (rot – siehe Diagramm), was direkt taktisch mit Figurenverlust auf e7 bestraft wurde. Der andere Hebel c5 (blau) oder das weitere Vorbereiten mittels Te8 (grün – deckt die Figuren auf der E-Linie) wären wesentlich tierfreundlicher gewesen.

Thomas filetierte den Paarhufer erbarmungslos und ließ bis zum Händedruck nichts anbrennen (1,5:1,5).

Katja überließ dem Hallenser das Zentrum & suchte die Nähe zum gegnerischen König. Das resultierende Mittelspiel war dezent undurchsichtig. Schwarz ging in den royalen Widerstand & öffnete die Königsflügel beider Seiten vollends mit fxg4 (siehe Diagramm).

Die direkt folgenden Opfergaben wurden von Katja dankbar angenommen. Sie konnte die Situation anschließend gekonnt entschärfen & die Führung sichern (2,5:1,5).

Ich bekam eine geschlossene Eröffnung aufs Brett, zu deren Ausgang Weiß zur heterogenen Rochade griff. Gemäß Lehrbuch wurde der in der Nähe residierende Pöbel mit Heugabeln & Fackeln ausgestattet und gegen den gegnerischen Monarchen aufgestachelt. Der Kommandant der weißen Steine wollte meinen Aufmarsch in der dargestellten Position mit dem suizidalen b4?? (rot) unterbinden. Logisch wären stattdessen h4 mit Gegenspiel am Königsflügel (grün) oder der zentralisierende Zug The1 (blau – vom Fisch am Stiel) gewesen.

Dieses einsame B4-Batallion stand meiner Großoffensive nun im Wege & wurde konsequent mittels a5 samt folgendem c5 in die Zange genommen. Die Öffnung des Damenflügels wurde erzwungen & der weiße König fiel in Ermangelung an Verteidigern oder rettenden Fluchtfeldern (3,5:1,5).

Sven stellte sich grundsolide auf & hebelte gegen die schwarze Stellung im Zentrum. Hierbei gab er zwischenzeitlich einen Bauern, um diesen wenige Züge später unter positionellem Vorteil wieder einzusammeln. Das Problem: Sxc4 (rot) wurde einen Zug zu früh gespielt, woraufhin Schwarz die Kavallerie per Ablenkung zurück in die Stallungen verwies (es folgten: Sxc4 g5 Dg4 f5 Df3 Lxc4). Die Vorbereitung mittels Tc1 (grün) nebst Sxc4 hätte die Partie in der Waage gehalten.

Die Stellung bot daraufhin leider keine Gelegenheit für ein Dauerschach, sodass die Null bald zu Papier stand (3,5:2,5).

Honks Partie hatte einige Ähnlichkeiten zu meiner: heterogene Rochaden & eine sich zunehmend öffnende Königsstellung. Objektiv gesehen hätte Weiß das dynamische Gleichgewicht mit Ld2 (grün) halten können, entschied sich jedoch für den verlockenden Lc4 mit Druck auf den gefesselten Turm (rot). Lxf4 (blau) wirkt zwar spielbar, verbietet sich jedoch wegen Lxc3+ nebst komplexem Df6 (Doppelangriff auf c3 & f4). Honk fand nach Lc4 den besten Zug Se5 & in der Folge stapelte sich immer mehr Material neben seiner Seite des Bretts.

Sein eigenes Mehrmaterial scharte er um seinen luftigen König & wandte sich sogleich weiteren Vereinfachungen zu. In mittlerweile klar gewonnener Stellung gerieten beide Seiten in akute Zeitnot, doch der ML sicherte ganz und gar vorbildlich den Mannschaftssieg (4,5:2,5).

Bei Dustin wurden die Damen frühzeitig ins Abseits gestellt & einiges an Holz ausgetauscht. Er hatte in dem Mittelspiel die klar aktiveren Figuren (siehe Diagramm) & ließ den schwarzen Steinen keine wirkliche Chance auf einen Befreiungsschlag. Mit der Zeit gewann er insgesamt 3 Bauern & wickelte in ein triviales Endspiel ab.

Die Erste des SV Merseburg gewinnt also erneut in Unterzahl mit 5,5:2,5. Die erspielte Punkteausbeute ist eine deutliche Angelegenheit. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es in Vollbesetzung sicherlich noch wesentlich mehr Spaß bereiten würde 🙂 Mit 10 MP bei 2 offenen Ansetzungen und de facto uneinholbarem Abstand zum USC Magdeburg (13 MP) können die restlichen Ligaspiele ganz entspannt angegangen (& ggf. Kräfte an die Zweite abgegeben) werden.

Unserer Zweiten merkte man den nominellen Unterschied wegen fehlender Stammkräfte an. Partien gegen „stärkere“ Gegner sind gelegentlich schwer zu bespielen & heute hat an einigen Brettern schlichtweg das Glück gefehlt. Anzumerken ist der einzige Merseburger Sieg von Werner, der als allerletztes Brett sämtlicher Mannschaften zumindest noch den Ehrensieg sichern konnte. Alles in allem verlor unsere zweite Mannschaft leider 3:5 gegen PTSV Halle und rangiert in gefährlicher Nähe zu den Abstiegsrängen (6. von 10, aber nur 2 MP Abstand zum 9. Platz bei 2 Absteigern). Für sie geht es im letzten Punktspiel gegen den 1. SC Anhalt um alles oder nichts.

Unsere Dritte gewann mit 3,5:2,5 gegen Amsdorf und befindet sich im oberen Tabellendrittel. Leider habe ich nicht so viel von ihren Partien mitbekommen. Jedenfalls erzielte Marc ein wichtiges Remis gegen einen der stärksten Spieler der Liga, Andre gewann zu fortgeschrittener Stunde auf taktischem Wege & Carsten hielt mit einer Figur weniger (und zeitlich gut abgestimmtem Angebot) Remis.

Der nächste Spieltag findet am 12.06. statt. Unsere Erste spielt auswärts in Gräfenhainichen & die Dritte in Hettstedt (gegen deren dritte Vertretung). Die Zweite hat spielfrei, da Grün-Weiß Piesteritz sich vom Spielbetrieb zurückgezogen hat. Die Vierte hingegen spielt bereits kommenden Sonntag daheim gegen Zeitz III.