Am 29.01.23 fanden sich 6 Mannschaften mit insgesamt 44 Schachfreunden in der Mampfe ein, um mal wieder Klötzchen zu schieben. Die ersten 3 Mannschaften des SVM begrüßten Gäste aus Magdeburg (Rochade II), Halle (Roter Turm) & Hettstedt (III) zur 5. Runde auf Landes- bzw. Bezirksebene.
Die Ausgangssituation war angespannt: Unsere Erste hatte bisher 3x Unentschieden gespielt & 1x verloren, was Rang 8 in der Verbandsliga bedeutete. Bei unserer Zweiten sah es mit einem Sieg bei drei Niederlagen (Rang 9) noch schlimmer aus. Das eigentliche Problem liegt in der Oberliga Ost A, aus der Stand jetzt 3 Mannschaften aus Sachsen-Anhalt absteigen, was durch die entstehende Kettenreaktion (4 Absteiger aus der Verbandsliga, die durch die Landesligen abgefedert werden müssen) sowohl den Klassenerhalt von SVM I als auch SVM II stark gefährdet. Einzig bei unserer Dritten lief es mit 2 Siegen, einem Unentschieden & Rang 3 gut. Dementsprechend waren die ersten beiden Mannschaften zum Siegen & die Dritte zur Abgabe von Stammkräften verpflichtet.
Simon wurde ausgangs der Eröffnung von den schwarzen Steinen am Königsflügel angefallen. Er neutralisierte diesen suspekten Pseudoangriff, willigte jedoch (zu?) früh in die Punkteteilung ein (0,5:0,5).
Schelle berichtete in der ersten Kaffeepause von einem Doppelpatzer am achten Brett: In der Position rechts (Weiß am Zug) übersahen beide Schachfreunde einen elementaren Figurengewinn für die weißen Steine. Nach einigem Geplänkel im Mittelspiel einigte man sich auch hier zeitnah auf Remis & überließ den vorderen Brettern den anstrengenden Teil (1:1).
Ich hatte mich bereits in der Eröffnung verrechnet, stand demzufolge dezent bescheiden & durfte mich anschließend Stück für Stück entknoten. Im Austausch dafür überließ ich meinem Gegenspieler die E-Linie, stärkere Zeitnot & mehr Vorteil als mir eigentlich recht war.
Wir erreichten die Position links (Weiß am Zug), in der die weißen Steine auf Gewinn stehen & mit T1e5 noch weiter in die schwarze Stellung eindringen, per c3 den Damenflügel absichern oder mit Kh2 auch schlichtweg hätten abwarten können. Weiß verdreifachte bei schwindender Bedenkzeit jedoch mit De2?, was nach Dxb2 nahezu den gesamten Vorteil vom Brett nahm & auch noch einen Bauern abgab. Meine pflichtbewusste Lady wurde nach Te8 Df6 wieder in die Defensive zurückbeordert.
Weiß versuchte sie direkt mit Lh4 zu ködern (Dxh4?? verliert wegen Txf8+ Kxf8 De8# bzw. Txf8+ Kh7 Txc8), stellte nach Df7 Te7 Df5 Te5?? jedoch zuerst einen weiteren Bauern durch Dxh3 (der weiße G-Bauer ist seit Lh4 gefesselt) & nach g3?? Dxh4 auch noch den Läufer selbst ein (2:1).
Bei meinem anschließenden Rundgang machte sich Hoffnung auf den ersten Saisonsieg breit: Thomas & Tom schienen je einen halben Punkt an den ersten beiden Brettern zu holen. ML, Katja & Valeriia spielten mit Mehrbauer(n) auf Sieg. Ich genehmigte mir also noch einen Kaffee & war guter Dinge.
Doch nun wurde es „absurd“, um es in den Worten unseres ML auszudrücken. Jener spielte mit Schwarz gewohnt unnachgiebig auf den vollen Punkt, hatte im Schwerfigurenendspiel 2 Mehrbauern auf dem Brett & gefühlt stundenlang alle Trümpfe in der Hand. Er gab zuerst einen Mehrbauern zurück & verfolgte lange den korrekten Plan, brachte sich schlussendlich jedoch um den verdienten Sieg. In der (mittlerweile ausgeglichenen) Position rechts lief er mit Txa7?? in ein Mattnetz, aus dem lediglich ein Turmopfer half. Es folgten Tb1+ Ka6 Kc6 (droht Matt auf der A-Linie) Ka5 Ta1+ Kb4 Txa7 mit trivial gewonnenem Endspiel für Weiß (2:2). Plötzlich hatte der Kaffee einen patz… äh pappigen Beigeschmack, gegen den auch Zucker nicht half…
Katjas Partie wies gewisse Parallelen zum Nachbarbrett auf: Sie verwaltete lange ein Turmendspiel mit Mehrbauern. Objektiv auf Gewinn stand sie im Endspiel jedoch lediglich wenige Züge um die links dargestellte Position. Hier hätte Weiß laut Computer a3 oder a4 spielen sollen. Auf beides folgt objektiv gesehen bxa3 Txa3 mit entferntem weißen Freibauern, der Weiß genug Gegenspiel für großen & langfristig verwertbaren Vorteil bietet.
Diese Variante kam leider nicht auf’s Brett. Stattdessen kam Schwarz nach & nach zu immer mehr Gegenspiel am Königsflügel. Der folgende Durchbruch wurde unglücklich pariert, was schlussendlich auch hier in einen Turmverlust gipfelte (2:3). Die Begeisterung der heimischen Kiebitzer hielt sich sichtlich in Grenzen, ich wechselte von Kaffee zu Schokolade.
Währenddessen konnte Edeljoker Thomas G. das nominelle Schwergewicht FM Stolz an Brett 1 in einer ruhigeren Partie neutralisieren, die laut Computer nie die Remisbreite verließ. In der Endposition (siehe rechts, Weiß am Zug) ging Weiß mittels Td2 Sb6 Tc2 Sd7 in die Punkteteilung. Laut Computer steht Schwarz hier sogar dezent besser (2,5:3,5).
Lichtblick zu dieser schweren Stunde war Brett 7. Hier gewann Valeriia bereits in der Eröffnung einen gesunden Mehrbauern. Sie verwaltete ihren Vorteil äußerst entspannt & erhöhte im Mittelspiel sogar auf 2 Mehrbauern. Dabei ließ sie ihrem Gegenspieler kein nennenswertes Gegenspiel & vereinfachte die Stellung zunehmend. In der Position links (Schwarz am Zug) spielte sie Sf3+, woraufhin Weiß noch vor gxf3 Txf5 die Waffen streckte (3,5:3,5). Sauber!
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Tom bereits länger in einem Leichtfigurenendspiel mit Minusbauern (siehe rechts, Schwarz am Zug), wenig Bedenkzeit & nahezu keiner Chance auf Sieg. Er durfte diese Stellung dann auch noch gefühlt ewig verteidigen, bis er seinen Läufer günstig gegen den schwarzen Springer tauschen konnte. Schwarz kam nun nicht weiter voran, da die Umwandlungsfelder der beiden schwarzen Bauern die “falsche” Farbe haben & Tom das Remis früher oder später per Springeropfer forcieren würde. Man einigte sich sodann auf die Punkteteilung zum 4:4.
Das vierte 4:4 aus 5 Runden wurde selbst von Remissympathisant Dirk scharf verurteilt. Einen bis in den Februar sieglosen SVM habe es in der Verbandsliga noch nie gegeben. SVM I rangiert nun auf Platz 7 & sollte beim folgenden Gastspiel besser 4,5 Brettpunkte mitnehmen…
… damit unsere Zweite ggf. verstärkt werden kann. Hier hätten die 2 Unentschieden noch den dringend benötigten halben Zähler einholen können(/müssen!). Jedoch wurden auch diese Chancen liegen gelassen. SVM II rangiert immer noch auf dem vorletzten Tabellenplatz & hat ein äußerst sportliches Restprogramm zu erfüllen.
Glücklicherweise ergeht es zumindest unserer Dritten in der Bezirksliga Halle besser. Diese gewann heute erneut & blickt den kommenden Spieltagen wesentlich entspannter entgegen.
In der nächsten Runde sind alle 3 Mannschaften auswärts unterwegs. Die Erste zieht es zur zweiten Vertretung des USV Halle, die Zweite darf nach Reideburg & die Dritte wird (so sind sich alle einig) 2 Mannschaftspunkte aus Naumburg heimbringen 🙂