2. Runde Verbands- & Landesliga in der Mampfe
Die zweite Runde der Verbands- & Landesliga Sachsen-Anhalt wurde gestern (trotz beschlossener Covid-Regeln am Vortag) wie geplant durchgeführt. In der Mampfe kam es zu den Duellen unserer Ersten gegen die dritte Mannschaft der SG Aufbau Elbe Magdeburg und zwischen unserer zweiten Vertretung gegen die TSV Elbe Aken 1863. So bekamen es beide Mannschaften mit Aufsteigern zu tun. Die Favoritenrolle lag aus unserer Sicht jeweils ganz klar bei uns, die Ziele waren offensichtlich: 2x 2 Mannschaftspunkte, möglichst wenig Brettpunkte für die Gäste.
Eigentlich sollte unsere dritte Mannschaft gegen die Schachfreunde vom SSV Hergisdorf spielen. Diese Ansetzung wurde jedoch verschoben, da die Gäste wegen Covid-Fällen keine vollständige Mannschaft stellen konnten. In Anbetracht der derzeitigen Lage kam uns ihre Absage nicht komplett ungelegen, da die Anzahl der Schachfreunde in der Mampfe und die potenzielle Ansteckungsgefahr so reduziert wurde. Wir hoffen dennoch, dass die betroffenen Schachfreunde keinen schweren Krankheitsverlauf erfahren und wünschen alles Gute sowie eine schnelle Besserung!
Unsere Erste trat mit 2 Mannschaftspunkten und entsprechendem Rückenwind an. Im Gegensatz dazu musste die erste Begegnung der Magdeburger gegen Gräfenhainichen auf Mitte Dezember verschoben werden – das letzte Punktspiel einiger Spieler lag also schon länger zurück. Wir konnten nahezu unverändert antreten: Dirk & Tanja fielen aus, hinzu kamen Thomas Grieger & Honk. Letzerer wurde von Chaffeur Tom samt Jörg und meiner Wenigkeit im standesgemäßen, präsidentiellen Gefährt zur Kampfarena manövriert. Die Gäste besetzten insbesondere die vorderen Bretter mit Jugendspielern, der Rest bestand aus erfahrenen Stammspielern. Nach dem Zusammentragen jeglicher Kontaktdaten begann die Runde dann auch mit leichter Verspätung.
Als erstes fertig wurde Jörg, der einen schnellen & souveränen Sieg gegen den erfolgreichsten Magdeburger der letzten Saison erzielte. Er vergrößerte seinen Eröffnungsvorteil gekonnt, nutzte die Unsicherheit des gegnerischen Königs geschickt aus und ließ dem Gegenspieler mit einer sehenswerten Kombination keine Zeit um Luft zu holen. Dementsprechend stand es bereits nach ca. 90 min 1:0 für uns. Sauber!
Honk durfte am zweiten Brett gegen eine junge Magdeburgerin ran. Es wurde frühzeitig etwas Material getauscht & entgegengesetzt rochiert, was durchaus Spannung versprach. Der zentral zementierte Springer von Schwarz sah zwar stark aus, erwies sich jedoch schnell als Schwäche, die Honk gekonnt auszunutzen wusste. In Ermangelung sinnvoller Rückzugsfelder und deckender Bauern wurde dieser auch bald kompensationslos einkassiert. Daraufhin gab Schwarz direkt zum 2:0 auf.
Mit dem nominell stärksten Spieler hatte es Wuschel zu tun. Die ungewöhnliche Zugreihenfolge zu Beginn der Partie behandelte er gewohnt solide. Schwarz entwickelte sich zügig und übte Druck auf das weiße Zentrum aus. In besserer Stellung für die Gäste einigte man sich früh auf die für uns günstige Punkteteilung (2,5:0,5).
Dustin hielt seine Partie dynamisch und war auf Wiedergutmachung für das schnelle & unbefriedigende Remis aus der ersten Runde aus. Es entwickelte sich eine zweischneidige Partie, in der er zuerst die Struktur der weißen Steine schwächte und anschließend einen Zentrumsbauern einheimste. Dies erwies jedoch als Fehlgriff, da der Magdeburger die Stellung mit mehreren Tempozügen zu seinen Gunsten vereinfachen konnte.
Bei meinem nächsten Rundgang war von dem Mehrbauern dementsprechend nicht mehr viel zu sehen, ganz im Gegenteil: Dustin befand sich nun in einem Endspiel mit entferntem Freibauern für die Gegenseite. Zudem hatte der weiße Springer einen starken Außenposten im Zentrum bestiegen. Der Punkt schien gen Magdeburg zu entgleiten, jedoch gab Weiß seinen Vorteil nach und nach aus der Hand, sodass nun beide Seiten ihren Randbauern freien Lauf ließen. Der weiße König musste in der Not defensiv eingreifen und sich weit vom letzten Untertanen entfernen. Beide spielten die Partie komplett aus, aber Dustin hielt trotz Minusbauer an der Opposition samt halben Zähler fest. Am Ende stand die Punkteteilug (3:1).
Ich durfte mich am achten Brett gegen den Mannschaftsleiter der Gäste beweisen. Dieser schien etwas aus der Übung zu sein und ließ die gesattelten Pferde vorerst im Stall. Ich verzichtete auf riskant wirkende Bestrafungen zugunsten halbwegs harmonischen, aber dennoch druckvollen Entwicklung. Mein Gegenspieler musste die Stellung dementsprechend stets auf taktische Finessen prüfen, was in weißen Vorteil bei der Bedenkzeit resultierte.
Seinen frühen Bauernvorstoß 12. …h3?! (s. Diagramm) erwiderte ich trotz Entwicklungsvorsprung schließend mit 13. g3?!. Stattdessen hätte ich die Stellung mit 13. g4! nebst f5! per Direktinvestition öffnen sollen, verwarf den Kandidatenzug jedoch nach wenigen Sekunden als „zu riskant“.
Nach seiner langen Rochade eroberte ich Zentrum & Läuferpaar im Tausch für leichte Vereinfachungen. Zudem wurde der König sicher auf h1 geparkt. Ein Remisangebot wurde (nach Absprache mit Honk & Gang zu Brett 7) zuversichtlich abgelehnt. Stattdessen wurde der Druck auf den Damenflügel erhöht & das Tempo angezogen. In Zeitnot griff Schwarz dann auch zeitnah fehl, stellte einen Springer bei besserer Stellung für Weiß ein & gab in Anbetracht der schwindenden Zeitreserven direkt auf – 4:1 für Merseburg & der erste MP.
Thomas G. hatte am ersten Brett frühzeitig das Zentrum erobert. Die Stellung entwickelte sich in ein Endspiel mit je einem Turm und ungleichfarbigen Läufern samt leichterem Spiel für die Magdeburger Seite. Mit dem erzwungenen Turmtausch gewann Weiß wenig später zwar einen Bauern, jedoch führte Thomas das Endspiel sicher in die Punkteteilung. Mit 4,5:1,5 waren beide MPs sicher, sodass Tom und Katja noch Pluspunkte für die B-Note holen konnten.
Tom zog den schwarzen Peter und durfte bereits das zweite Mal die schwarzen Steine führen. Kurz nach Verlassen der theoretischen Pfade kassierte er erstmal den Zehnt in Form eines Bauern ein. Die Kompensation von Weiß war bereits einige Züge später verpufft, was den Druck aus der schwarzen Stellung nahm und Tom Zeit zur Regruppierung der eigenen Figuren gab.
Nach einigen günstigen Tauschgeschäften verfügte Schwarz über zwei verbundene Freibauern, die vom Präsidenten gnadenlos gen sozialen Aufstieg gepeitscht wurden. Ohne Gegenspiel gab das Magdeburger Talent in verlorener Stellung auch bald auf (5,5:1,5). Die Gefährten aus dem ML-Mobil erzielten somit grundsolide 4/4 Punkte – da fährt man doch gern wieder mit!
Die längste Partie durfte erneut Katja bestreiten. Die geschlossene Stellung wurde nach und nach geöffnet, was zuerst sehr unbequem für Schwarz aussah. Im Siegesrausch wagte Weiß jedoch zuviel und stellte zweizügig einen Läufer ein. Hierfür eroberte er einige Züge später jedoch zwei Bauern und schuf seinerseits zwei gefährliche verbundene Freibauern.
Es entstand eine offene, komplexe Stellung, in der beide Seiten Zug um Zug mit der eigenen Königssicherheit zu kämpfen hatten. Eine Einladung zum Damentausch nutzte Katja zur Infiltration der gegnerischen Stellung, welche den weißen König komplett schutzlos hinterließ. Schlussendlich blieb ihr schlichtweg zu wenig Zeit, um den Vorteil in den vollen Punkt umzumünzen, sodass man sich nach etlichen Schachgeboten auf die Punkteteilung einigte.
Das ergibt alles in allem einen überzeugenden 6:2-Sieg. Damit belegt die erste Mannschaft nach zwei Spieltagen mit 4 Mannschaftspunkten & 11 von 16 Brettpunkten den ersten Platz in der Verbandsliga. Beide Aufsteiger aus der Landesliga A wurden nicht ganz unglücklich, aber dennoch gekonnt in die Schranken verwiesen. Wir blicken also guter Dinge in die dritte Runde – dort soll es auswärts nach Naumburg gehen. Derzeit vermag es natürlich noch niemand abzusehen, ob und falls ja unter welchem Umständen diese Ansetzung durchgeführt wird. Man darf gespannt sein…
Bei der zweiten Mannschaft entwickelten sich ebenfalls interessante Partien. Die mir wohl bekannten Akener zeigten nicht an jedem Brett den Kampfeswillen eines ambitionierten Aufsteigers.
Werner einigte sich mit dem nominell stärksten Akener frühzeitig auf Remis (0,5:0,5). Die Reihenfolge der restlichen Ergebnisse ist mir leider nicht gänzlich bekannt.
Ronny spielte am vierten Brett mindestens doppelt so lange. Schwarz vereinfachte die Stellung & ließ keinen großen weißen Vorteil zu. Die Punkteteilung war früh beschlossene Sache (1:1).
Udo & Simon hatten es derweil mit den Jugendspielern zu tun. Simon ließ bereits frühzeitig Chancen auf scharfes Spiel & etwaigen Druck auf die schwarze Stellung aus. Udo wurde von einem infiltrierenden Springer geplagt, der auf erfolglosem Materialfang unnachgiebig über das halbe Brett gejagt wurde. Beide Positionen vereinfachten sich in der Folge, sodass zwei weitere Unentschieden zu Buche standen (2:2).
Sylvio spielte wie gewohnt wesentlich stärker, als man es von jemandem mit einem derart fragwürdigen Geschmack für Fußballvereine erwarten würde. Beim Blick auf Stellung & Bedenkzeit merkte man, dass ihm die Behandlung des Mittelspiels deutlich einfacher viel. Er eroberte zuerst das Läuferpaar, verbesserte seine Figuren, vergrößerte seinen Vorteil stetig & ließ seinem Gegenspieler keine nennenswerten Chancen. Insgesamt eine runde Sache (3:2), sein ganzer Punkte war im Hinblick auf die restlichen Partien auch zwingend erforderlich.
Koffeinexperte & Quietschstiefelbesitzer Sven durfte am dritten Brett eine eher harmlose Variante mit den schwarzen Steinen bespielen. Im Gegensatz zu den benachbarten, koffeinlosen Ketzern am zweiten Brett erhob er jedoch Anspruch auf den ganz Pot (Kaffee) & würzte das Spiel mit einem eindeutig asymmetrischen & ambitionierten Aufbau. Erfahrungsgemäß liegt das Spiel auf den vollen Punkt jedoch nicht jedem der eher pazifistischen Schachfreunde aus der Elbestadt. Wie von Svern verfügt, wurde die Stellung schnell komplex & bot Möglichkeiten für alle drei Ergebnisse. Der Kampf der Kaffeegiganten inklusive etwaiger Spaziergänge forderte jedoch nicht nur von Organisator Dirk, sondern auch von diversen, sich regelmäßig umdrehenden, Gastspielern Tribut. So verstrichen die Bedenkzeiten wir im Fluge, bei konstanter Komplexität auf dem Brett. Nach Absprache mit ML Peter entschied sich Sven auf Anfrage mannschaftsdienlich zur Punkteteilung. Beim Stand von 3,5:2,5 mussten die beiden verbliebenden Bretter also „lediglich“ je einen halben Zähler pro Mannschaftspunkt erringen. Dies ist jedoch leichter gesagt, als getan…
Marc bespielte das siebte Brett. In Mittelspiel wurde ihm ein schneller Königsangriff aufgetischt. Gegen diesen war leider kein Gegenspiel in Sicht, sodass er früh die Waffen strecken musste (3,5:3,5).
Es lag also an ML Peter den Sack am Spitzenbrett zuzumachen. Der nominell weitaus unterlegene Akener Spieler war in der Vorsaison noch an einem der hinteren Bretter gesetzt & hielt gut stand. Die Stellung mündete in einem Endspiel mit mehreren (Frei-)Bauen & Spiel auf beiden Seiten, wobei Peter augenscheinlich eher am Drücker war. Das Berechnen etwaiger Konter kostete jedoch immens Bedenkzeit, sodass er sich notgedrungen auf die Punkteteilung einließ (4:4).
Fortuna verwehrte unserer zweiten Mannschaft also das kleine Quentchen Glück, dass sie unserer Ersten „zu viel“ vermachte. Dennoch sind 3 MP Ausbeute gegen Aufsteiger eine solide Ausbeute, auf die wir in den folgenden Runden aufbauen wollen.