Der MGH-Cup wurde am 01.05.2022 zum 13. Mal ausgetragen. Das Schnellschachturnier fand in Deutzen statt, ging über 7 Runden und sah für alle Schachfreunde 20 Minuten pro Partie vor. Es handelt sich hierbei also um eines der eher seltenen Schnellschachturniere im mitteldeutschen Raum. Von den 40 Startplätzen wurden leider nur 14 besetzt. Dies mag unter anderem an der zweijährigen Covid-bedingten Pause liegen. Spielort war das „Café Ohrenschmaus“ im idyllisch gelegenen MehrGenerationenKulturpark Deutzen.
Ich (Max) ging als einziger Vertreter des SV Merseburg ins Rennen. Vor Ort traf ich auf meinen ehemaligen(?) Angstgegner Daniel Platz vom SSC Annaburg, gegen den ich bereits mehrere gewertete Partien verlieren durfte. Das restliche Teilnehmerfeld war mir namentlich unbekannt und lag ausgewogen zwischen 2042 und 1072 DWZ. Mein Ziel waren die Plätze 1 bis 5 (da Geldpreise) & viel Spaß bei relativ lockerem Spiel.
Die Aktion des Tages fand jedoch bereits vor Turnierbeginn statt: Mein Puffer für die Anfahrt schrumpfte durch mehrere Baustellen schnell auf wenige Minuten, sodass ich pflichtbewusst den Turnierleiter anrief & diesen darüber in Kenntnis setzte. Dieser rief mich wenige Minuten vor meiner doch überpünktlichen Ankunft zurück und ging irrtümlicherweise davon aus, dass ich mit dem Zug anreise. Er sprang fix (ohne Handy) in sein Auto und fuhr zum 3,5 km entfernten Bahnhof, um mich zeitsparend abzuholen. Jedoch erschien ich 2-3 Minuten nach seiner Abfahrt im Spiellokal und wollte mich anmelden. Nun schauten wir (die Organisatoren der Sportfreunde Neukieritzsch & ich) uns verduzt an, konnten jedoch schon wenige Sekunden später drüber lachen 🙂
Das Turnier begann also mit einigen Minuten Verspätung, was aber niemanden zu stören schien. Mir wurde in der ersten Runde Weiß am 7. Brett zugelost. Den Anzugsvorteil konnte ich dank besserer Zentrumskontrolle & aktiveren Figuren bis ins Mittelspiel festhalten. Ich suchte umsichtig eine taktisch geprägte Öffnung, in deren Verlauf ich einen Springer und die Partie gewann.
In der zweiten Runde durfte ich bereits am 2. Brett Platz nehmen und gegen einen jüngeren Schachfreund (2004 DWZ) spielen. Ich kam etwas passiv aus der Eröffnung, konnte meine Stellung aber durch günstiges Abtauschen im Mittelspiel entknoten. Zwischenzeitlich musste ich die Qualität für Läufer+Bauern geben, konnte wenig später jedoch noch einen zweiten Bauern gewinnen. Weiß opferte die gewonnen Qualität im Endspiel zurück, um meinen entfernten Freibauern vom Brett zu nehmen & in ein ausgeglichenes Damenendspiel abzuwickeln. Wir einigten uns zügig auf Remis.
Natürlich blieb ich auch in diesem Turnier nicht vor der Konfrontation mit Daniel (1909 DWZ) verschont. Er wählte eine Eröffnung, die ihm Initiative dank hängender Bauern versprach. Ich nutze den Umstand, dass seine Figuren die Bauern decken mussten, um das Läuferpaar zu erobern und weitere Schwächen zu schaffen. In der Folge fiel es ihm schwer einen guten Plan zu finden, was mir zusätzlich einen soliden Zeitvorteil verschaffte. In unbequemer Stellung fiel dann zuerst ein Bauer, ehe sich die weiteren Schwächen bezahlt machten & mir den ersten Sieg gegen ihn einbrachten.
Die Konsequenz: Brett 1 & der nominell stärkste Spieler (2042 DWZ) in Runde 4! Auch er überließ mir das Zentrum, um es im Mittelspiel anzugreifen. Es gelang mir jedoch meinen Vorteil zu behaupten & auf taktischem Wege eine Qualität zu gewinnen. In der Folge musste ich erneut diverse Fallen umgehen, bevor meine Schwerfiguren in seine Königsstellung eindringen & unabwendbar Matt drohen konnten. Es ging also mit 3,5/4 und geteiltem ersten Platz in die Mittagspause.
Und so kam es, wie es kommen musste: Die beiden Erstplatzierten trafen in der 5. Runde aufeinander. Weiß (1919 DWZ) tauschte sein Läuferpaar für eine langfristige Schwächung meiner Bauernstruktur. In Anbetracht seines Entwicklungsnachteils opferte ich einen Springer, um diverse Drohungen aufzustellen, ganz nebenbei das Zentrum zuerobern & meine strategische Schwäche zu lösen. Mein Gegenspieler spielte in dieser Phase jedoch sehr genau und löste seine Probleme, ohne mir Material zurückgeben zu müssen. Das entstehende Endspiel war genauso verloren wie etwaige Chancen auf den 1. Platz.
In der 6. Runde führte ich erneut die schwarzen Steine und stand dezent passiv. Mein Gegenspieler spielte sehr zügig, aber nicht ganz fehlerfrei. Ich griff jedoch zuerst fehl, als ich eine Gabel übersah. Diese erschien auf dem zweiten Blick jedoch gar nicht so schlimm, da ich Läufer & 2 Freibauern für die Qualität erhielt. Weiß verzettelte sich in der Folge im Endspiel, was mir eigentlich einen trivialen Sieg hätte einbringen müssen. Mit wenig Zeit auf der Uhr verspielte ich den vollen Punkt aber, sodass am Ende nur noch die beiden Könige übrig blieben.
So bekam ich in der 7. & letzten Runde den nominell schwächsten, aber auch mit Abstand jüngsten Teilnehmer zugelost. Ich konnte meinen Vorteil auch in dieser Partie Stück für Stück ausbauen und 2 Figuren für einen Turm gewinnen. Anschließend nutze ich den offenen schwarzen König für einen Damentausch & ließ anschließend die verbundenen Freibauern losstürmen. Diesen hatte Schwarz auch nichts mehr entgegenzusetzen.
Am Ende standen 5 Punkte aus 7 Partien und der 4. Platz zu Buche, punktgleich mit dem 2. & 3. Platz. Wie erwünscht durfte ich also auch meinen fürstlichen Geldpreis empfangen, der die Startgebühr von 5 € exakt abdeckte 🙂
Sieger wurde Phillip Röder (ASV Grün-Weiß Wismar), der mir auch meine einzige Niederlage zufügte & zurecht den 1. Platz belegte. Glückwunsch! Daniel erreichte Platz 7 und sein Mindestziel von 50 %, war mit seiner Leistung jedoch nicht zufrieden.

Das Turnier wurde souverän & anstandslos organisiert (ausgenommen vom kurzzeitig streikenden Drucker). Vielen Dank daher an die Turnierleitung um Schachfreund Klaus Reibiger! Die Bewirtung war angemessen & das Spiellokal bot hervorragende Rahmenbedingungen für den Schachsport. Ich hoffe, dass die Teilnehmerzahl beim 14. MGH-Cup wieder ansteigt & freue mich bereits auf die kommende Ausrichtung!
Links: Bericht vom Veranstalter auf der Website des Schachverbands Sachsen & Bericht von Daniel Platz auf der Website des SSC Annaburg.