[ein Bericht von Dirk Wildenrath]

Schöne Winterlandschaften, Sonne, freundliche Menschen und eine wohltuende Atmosphäre – alles passend für ein angenehmes Wochenende in der 2. Frauenbundesliga  am Stausee Malter bei Dippoldiswalde. Nur an den Schachbrettern wollte einfach nichts gelingen!

Sowohl die Mannschaft aus Coswig als auch die der Gastgeberinnen vom Seeblick Dippoldiswalde konnten nicht in Bestbesetzung antreten, so daß sich gute Chancen für uns ergaben. Mindestens einen Mannschaftspunkt hätten wir mitnehmen müssen! Von einer Überlegenheit der Gegnerinnen war nichts zu spüren, ebensowenig kann man von Pech reden. Wir standen uns einfach selbst im Wege und litten unter einer seltenen Fülle von krassen Aussetzern und Fehleinschätzungen. Aber so ist es halt – nicht nur beim Schach: wer die meisten Chancen ausläßt und die meisten Fehler macht, liegt hinten.

Spiellokal in Dippoldiswalde

Im Spiel gegen Coswig konnte Conny an Brett 6 den Punkt h3 mit Springer, Läufer und Dame belagern , was nur unter großen Zugeständnissen zu verteidigen gewesen wäre. Sie verpaßte diese Gelegenheit , verlor später im Endspiel eine Figur und damit die Partie. Katja traf trotz langen Nachdenkens  am zweiten Brett die falsche Entscheidung und fand sich statt in einem besseren Endspiel in einer trostlosen Stellung mit schlechtem Läufer wieder, die aber zumindest noch remis war. Anett kam nach ausgeglichener Eröffnung allmählich in Vorteil und konnte schließlich als einzige gewinnen. Vickys Dame hatte sich frühzeitig verirrt und mußte auf Kosten einer Stellungsverschlechterung befreit werden. Dies führte letzten Endes zum Verlust.

Beim Stand von 1,5 : 2,5 gegen uns spielten nur noch Valeriia und Tanja, die lange Zeit beide gut standen, so daß zumindest ein 3 : 3 allemal möglich schien. Valeriia am Spitzenbrett gewann schon in der Eröffnung  die Dame gegen Turm, Springer und Bauer. Sicher war die Verwertung nicht einfach, zumal gegen eine sehr erfahrene Gegnerin, aber nach einigen – teils unnötigen – Niederlagen, allesamt gegen starke Konkurrenz, fehlt es ihr auch etwas an Selbstvertrauen. Schließlich verlor sie die Partie nach langem Kampf sogar noch. Tanja hatte mit Weiß schon früh einen Bauern verloren, gewann später die Qualität und mit genauem Spiel auch einen weit vorgerückten Freibauern . In Zeitnot verlor sie jedoch die Nerven und mußte abrupt aufgeben. Durch diese beiden späten Niederlagen verloren wir noch hoch mit 1,5 : 4,5.

Gegen Dippoldiswalde hatten wir es ausschließlich mit Familie Peglau zu tun, was uns zumindest an den hinteren Brettern einen kleinen Vorteil gab. Leider spielte Tanja die Eröffnung sehr schlecht, verlor zwei Bauern, kämpfte zwar lange verbissen, aber die Stellung war nicht zu halten. Conny sollte gegen ihre junge Kontrahentin auf Gewinn spielen, hatte aber schon nach wenigen Zügen sehr viel Zeit verbraucht und fürchtete, in Zeitnot zu patzen, so daß sie lieber das Remisgebot annahm. Wenig Probleme hatte Anett, die mit schwarz rasch zu Vorteil kam und sicher gewann. Vicky führte einen schönen Angriff gegen den in der Mitte verbliebenen König und erhöhte zum zwischenzeitlichen 2,5 : 0,5 für uns.

Nun mußte  vorn nur noch ein halber Punkt her für einen Achtungserfolg. Tanja stand schon länger auf Verlust, aber Katja hatte dafür eine völlig ausgeglichene Position, setzte ohne Zeitnot ihre Dame auf das falsche Feld, verlor einen Bauern, später einen weiteren und schließlich das Endspiel. Am Spitzenbrett hatte Valeriia wieder einmal gut gegengehalten. Sie stand gedrängt, und ihre starke Gegnerin fand sicher nicht den besten Weg, aber es entstand ein völlig gleiches, symmetrisches Endspiel mit Turm und Läufer, in dem sich Valeriia einzügig selbst umbrachte, als sie König und Turm in die Läuferdiagonale stellte und die Qualität verlor. Also 2,5 : 3,5 auf beinahe schon tragische Weise.

Natürlich geht es nur um Schach, und man sollte das alles nicht überbewerten. Wir hatten ein schönes Wochenende, aber man muß dennoch konstatieren: selten gab es so viele Möglichkeiten zu punkten und dem Klassenerhalt  sehr nahe zu kommen. Als Mannschaftsleiter wünschte ich mir manches Mal, nichts vom Schach zu verstehen. Vielleicht hätte ich lieber spazieren gehen und den See umrunden sollen…

winterlicher Blick auf die Talsperre Malter

Noch sind wir nicht abgestiegen! Drei Mannschaftspunkte brauchten wir nun Ende März in Zeulenroda aber noch, um drin zu bleiben. Nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich…